[19 März 2015]
Wieder zurück...

...aus dem Paradies! Genau so hat sich diese Woche angefühlt.
Am Samstag bin ich nach einem guten Frühstückscafe Richtung Schweiz aufgebrochen. Die Fahrt war zwar etwas lange (Stau vor München und kurz vor der schweizer Grenze) aber ich hab’s trotzdem sehr genossen. Wetter war schön und mit lauter Musik ist die Zeit sehr schnell vergangen.
Um ca 16h bin ich dann in Salmsach am Bodensee angekommen. Das Wiedersehen mit Roger & Bruno ist sehr gut verlaufen. Es war ein seltsames aber sehr schönes Gefühl die beiden nach so langer Zeit (11 Jahre) wieder zu sehen. Vor allem Roger hat mich sehr lieb aufgenommen und ich hab mich gleich willkommen gefühlt. Der Abend ist mit viel ratschen, gutem Essen & ein paar (zu viel) Getränke wie im Flug vergangen. Wir haben viel über die Zeit von damals und die letzten 11 Jahre geredet. Wir waren zwar immer in Kontakt aber alles wussten wir natürlich nicht voneinander. Ich hab bei Roger übernachtet, Sonntag war ich schon früh munter und bin die erste Zeit alleine mit Cafe & Buch auf seinem Balkon in der Sonne gesessen. Ich hatte die letzten Monate nicht viel Zeit zum lesen und es war wirklich entspannend. In weiter Ferne hab ich den Säntis gesehen (der Säntis ist ca 2500m hoch und hat eine Wetterstation am Gipfel; vor 12 Jahren war ich bei meinem damaligen Schweizaufenthalt am Gipfel), auf der anderen Seite war der Bodensee.
Roger hat mich dann zu einem Spaziergang an den See mitgenommen, zuerst nach Romanshorn (wo wir unser Frühstück einkauften) und dann zu einer kleinen naturbelassenen Badebucht direkt in Salmsach ca 10min von seiner Wohnung entfernt. Die Gegend dort ist naturbelassen, wunderschön und noch sehr unverbaut (ganz im Gegensatz zum Wörthersee). Wir waren sicher fast 2h unterwegs...und jetzt weiss ich auch wieder warum wir all die Jahre in Kontakt geblieben sind. Wir haben sehr viel geredet, über schöne und auch nicht so schöne Dinge und einfach über das Leben allgemein. Danach gabs dann ein super Frühstück auf dem sonnigen Balkon und um 14h musste ich auch schon wieder weiter um rechtzeitig in Juf zu sein.
Ich bin mit sehr viel Wehmut gefahren, hab mich so wohl und aufgehoben gefühlt bei Roger. Aber wenn alles gut geht seh ich die beiden im Juni in Kärnten wieder!


Badebucht in Salmsach am Bodensee

Weiter gehts nach Juf - die Anreise erfolgte über Chur bis zur Autobahnausfahrt Avers bei Andeer. Von dort folgt eine schmale Asphaltstraße dem Averserrhein, einem der vielen „Rheine“ dieser Gegend. Tief hat sich hier der Fluss in die Schlucht eingeschnitten. Doch bald weitet sich das Tal, und nach etwa 25 km erreiche ich die alte Walsersiedlung Juf, die höchstgelegene ganzjährig bewohnte Ortschaft der Alpen (2.126 m). Eng schmiegen sich die wenigen Häuser aneinander, gerade mal rund 30 Einwohner hat dieses Bergdorf. Einige Bauernhäuser, ein Appartementhaus, ein kleines Geschäft und unser Quartier, die Pension Edelweiss. Hier endet die Zivilisation bei einer Haltestelle des Postbusses. Und der verkehrt 7 x pro Tag.



Beim ersten gemeinsamen Abendessen lerne ich den Rest der Truppe kennen. Wir sind 14 Leute, bunt durchgemischt.
Ich werde die Woche kurz zusammenfassen. Wir hatten jeden Tag Traumwetter, schöner hätten wir es uns nicht wünschen können. Die Unterkunft & Verpflegung war sensationell (eigene Käseproduktion; Rindfleisch vom eigenen Hof,..), wir befinden uns auf 2126m und sind umgeben von lauter verschneiten Dreitausender – vom Frühstückstisch habe ich einen wunderschönen Ausblick auf die Bergwelt und jeden Morgen sehen wir die Sonne hinter diesem imposanten Bergmassiv aufgehen. Jeden Tag steht ein anderer Gipfel am Programm. Die Tagesberichte sind aus dem Tourenbericht von Hermann, einem unserer Guides.
Für mich war die Woche wirklich das was ich mir erwartet hatte. Bin mit gemischten Gefühlen gefahren da ich mich das erste mal alleine zu so einer Reise angemeldet habe. Aber so wie jedes mal war es eine super Truppe die sehr gut zusammengespielt hat. Ich hab mich mit allen Leuten sehr gut verstanden und hab auch schon eine Einladung für den Sommer nach Innsbruck zum klettern bekommen, mit einigen werd ich sicher in Kontakt bleiben. Sportlich war es eine Herausforderung für mich – nicht die Anstiege (obwohl hier diesmal einige sehr steile, vereiste Hänge dabei waren die technisch sehr anspruchsvoll sind) aber mehr die Abfahrten durch das Gelände mit den wechselnden Schneeverhältnissen. Der Rücken hat gut mitgespielt und ich hab einiges an Kondi und Bergerfahrung gesammelt.
In dieser ruhigen, abgeschiedenen Bergwelt hab ich mich sehr wohl gefühlt. Hier ticken die Uhren noch anders....
Wirklich beschreiben kann man das Gefühl eine Woche in so einer Umgebung zu verbringen nicht, ich glaube das muss man selbst erleben und spüren. Aber vlt geben die Bilder ein paar Eindrücke auf das was ich erlebt und was mich so fasziniert hat.






Die Karawane zieht dahin....






super Abfahrtshänge


verdienter Gipfelschnaps


relaxen in Bivio


Franz beim verdienten Kübel auf der Terasse unserer Unterkunft


Mein Lieblingsphoto...das war der Ausblick vom Frühstückstisch, jeden Morgen mit atemberaubendem Sonnenaufgang



Montag – Piz Surpare 3078m
Keine typische Eingehtour!
Unsere Tagesleistung: Aufstieg: 1335 HM, bzw. 1160 HM. Abfahrten in 3 Etappen: etwa 2000 HM gesamt


Am ersten Tag auf dem Weg zum Piz Surpare


Am Gipfel


Dienstag – Piz Piot 3053m
Unser heutiges Ziel liegt im Talschluss des Juferrhein-Tales. Es beginnt ziemlich zach - 1 ½ Std. für die ersten 5 km mit 300 HM! Doch dann geht es aufwärts zum Piotjoch, 2822 m und weiter zum Gipfelhang. Der war pickelhart gefroren, ohne Steigeisen ein zu gefährliches Unternehmen für uns. Wir brachen auf Höhe 2950 m ab und als Ersatz für die entgangenen HM stiegen wir noch 200 HM zu einer schönen Scharte nördlich vom Piotjoch auf. Die Abfahrt zurück ins Tal war abwechslungsreich mit teils schönen Hängen, aber der erhoffte Pulver war großteils „vom Winde verweht“. Der Kübel auf unserer Sonnenterasse war wieder wohlverdient.
Unsere Tagesleistung: Aufstieg: 1030 HM


Wir versuchen den Piz Piot zu Fuss zu erklimmen...


Mittwoch – Bergalga Wyssberg 2980m
Da die Nordhänge unsere Erwartungen nicht erfüllten und die Temperaturen im Schatten den Minusbereich nicht verließen, wählten wir eine Tour auf der W-Seite des Bergalgatal aus, einem lang gezogenen Seitental des Avers. Unser „Favorit“ ist der Wyssberg, ein markanter Felskopf, den wir vom Piotjoch aus schon bewundert hatten.. Wir schnallen in Juf bei unserem Quartier unsere Skier an und fahren auf der Langlaufloipe Richtung Juppa. Kurz vor dem Ort zweigen wir ins Bergalgatal ab. Dort geht´s ziemlich lang und flach Tal einwärts.
Vom Bergalgatal aus gibt es viele Skitourenmöglichkeiten, vorzugsweise auf der westlichen Seite des Tals. Wir aber wandern weiter Tal einwärts zur Alm Olto Stovel (Oberer Stall) und zur Chalberhütte, 2074 m, überqueren einen der typischen tiefen, scharfen Gräben und weiter immer nach SO auf das Hochplateau Uf da Boda. Schließlich erreichen wir den Sascelpass, 2780 m, Über einen Grat queren wir nach S und über den NO-Hang erreichen wir das Skidepot. Jetzt nach die letzten steilen 50 HM zum Gipfel und wir stehen auf diesem herrlichen Aussichtsberg, der von der Vorderseite unbezwingbar scheint.
Abfahrt zurück nach Juppa wieder über schöne Hänge und weiter talaus auf der Langlaufloipe, dort wartet nach einem kurzen Gegenanstieg das Gasthaus Bergalga – Kübel oder Stange wie gehabt.
Unsere Tagesleistung: Aufstieg: 1150 HM


...auf dem Weg zum Bergalga Wyssberg


Gipfelsieg mit Franz

Donnerstag – Piz Turba 3018m
Happy birthday, Christine. Wir überaschen unser Geburtstagskind mit Sekt und Pralinen
Heute wollen wir Bivio unseren 2. Besuch abstatten. Wir wandern wieder flach ins Juferrhein-Tal. Hier geht’s aber gleich zur Sache: 400 HM steiler Aufstieg mit Harscheisen auf der hart gefrorenen Unterlage. Kurz unterhalb der Fuorcla da la Valetta queren wir oberhalb von Felsabbrüchen zur Forcellina, 2672 m. Hier wartet noch ein kurzer Steilaufschwung, dann geht’s weiter über weite Hänge und Mulden Richtung Gipfel. Wir erreichen das Skidepot über den steilen Gipfelhang ohne Schwierigkeiten. Über den anfangs steilen, dann ausgesetzten Grat erreichen wir diesen herrlichen Gipfel, der majestätisch über dem Jufertal steht. Strahlend blauer Himmel, prachtvolle Fernsicht in die Bernina und zu den Albulabergen und 1200 HM unter uns Bivio, die Skitourenperle am Julierpass. Jetzt wartet wieder eine lange und interessante Abfahrt auf uns: auf etwa 2800 m queren wir unter dem Piz Forcellina Richtung Septimerpass. Weiter geht’s über die schönen Hänge der Alp da Sett und Plang Camfer und dann flach auslaufend durchs Val Tgavretga nach Bivio zum Kübelstand.
Eine prachtvolle abwechslungsreiche Abfahrt. Um drei Uhr machen wir uns auf den „Heimweg“. Mit den beiden – scheinbar endlosen – Schleppliften geht’s auf den Mot Scalotta. Von dort wieder die Abfahrt zum Leg Columban. Ein drittes Mal ziehen wir die Felle auf und spuren die knapp 200 Hm hinauf auf die Fuorcla da la Valletta (2586 m). Die letzten 400 Abfahrtsmeter zurück nach Juf sind schon etwas mühsam,
Unsere Tagesleistung: Aufstieg: 1240 HM, Abfahrten in 3 Etappen: etwa 2000 HM gesamt


Zwischenabfahrt zum Piz Turba


Am Gipfel des Piz Turba bei Traumwetter


Abfahrt

Freitag – Ruhetag für mich!
Leider muss ich wegen einer Blase am Fuss Zwangspause machen. Das stört mich aber heute wenig. Ich frühstücke zusammen mit den anderen und packe dann schon langsam meine Sachen. Das gute Wetter zieht mich aber bald hinaus, ich spaziere über die Langlaufloipe, lege mich zu einer Hütte in die Sonne und lese. Am NM treffe ich die Truppe nach Ihrer Tour auf einen Kübel in einer Hütte. Der letzte Abend verläuft noch lustig – Restltrinken bei Franz am Zimmer (er hat ein paar Liter von seinem selbstgebrannten Schnaps mit & Bier ist auch noch genug da).


Meine Relaxhütte vom Freitag

Jeder Urlaub hat leider ein Ende und so machen wir uns alle Samstag nach dem letzten gemeinsamen Frühstück auf den Heimweg und Richtung Alltag...
Ich nehme Heinz noch mit bis zum Bahnhof in Wörgl und fahre dann über Lienz und das Drautal Richtung Klagenfurt.

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matthias_thomas, Montag, 23. März 2015, 16:25
sehr schön =)